Nude Descending a Staircase (projection mapping)
Akt, eine Treppe herabsteigend
Sein künstlerischer Schwerpunkt sind hochartifizielle VideoInstallationen.
Er erschafft multimediale Realitäten mit digitalen Bildern und digital erzeugter Musik zwischen Konkretion und Abstraktion. Seine Arbeiten sind bildreich und voller Anspielungen auf die Geschichte der Kunst.
Hinter der hier im Treppenhaus gezeigten Video-Installation von Jean-Robert Valentin versammeln sich die ikonografischen Vorgänger des Treppenmotivs, wie die experimentellen Fotoserien bewegter Menschen von Etienne Jules Marey, die wiederum für Duchamps „Akt eine Treppe herabsteigend“ Vorbild wurden, oder Richters Gemälde „Ema – Akt auf einer Treppe“ von 1966. Diese Bilder gelten als Innovation, indem sie die Grenzen ihres Mediums thematisieren und so versteht sich auch der Videokünstler Jean-Robert Valentin, der virtuos mit den Möglichkeiten und Grenzen der digitalen Kunst arbeitet.
So tritt die Arbeit hier aus dem Rahmen heraus, verlässt die Leinwand, den noch der Film, den Bildschirm, den noch das Fernsehen und die Videokunst benötigte. Das Digitale ermöglicht dem Künstler, seine Inszenierung mit dem Raum zu verschmelzen und sie genau diesem Raum zu widmen. Faszinierend, wie die realen Menschen, die die Treppe hinaufgehen, in optische Begegnung mit den hinabschreitenden Körpern der Videopräsentation geraten. Die Akte, die hier die Treppe herabsteigen, haben etwas Modernes und zugleich verschmelzen in ihnen Proportionsideale, die in verschiedensten Epochen von der Antike zur der Renaissance bis in die Nazizeit und die Werbeästhetik heute immer wieder aufgegriffen werden. Damit scheint diese Darstellung zu spielen und zugleich anzuspielen auf die kunstgeschichtlichen Vorbilder, die damit geradezu als Pathosformel zitiert werden.
Den Figuren haftet eine Nacktheit an, die nicht sinnlich, sondern stereotyp ist, sodass sie vor dem elektronischen Hintergrund mechanisch und beinahe martialisch wirken. In gewisser Hinsicht geben sie ein Bild dieser Zeit und verbinden sich zugleich mit der Treppen-Architektur und der Vergangenheit.
Margot Michaelis